|
|
Der TDA1541-Challenger |
noOS/noFi mit alternativer Ausgangsstufe |
|
Das TDA1541-Röhrenprojekt, in dem wir einen alten Marantz CD-Player zum
filterlosen non-Oversampler umgebaut haben, war noch mitten im Entstehen, als es
bereits die ersten kritischen Stimmen gab. Die Röhrenstufe wäre zwar im Prinzip
sexy, aber als zusätzliches Gerät zu groß, zu teuer und irgendwie unpraktisch.
Gefragt wäre eine filterlose Analogstufe, die mit in den CD-Player passte... |
|
Motivation |
Wie versprochen haben wir uns die Kritik zu Herzen genommen, schließlich sind die
angeführten Argumente nicht von der Hand zu weisen. Man hätte es sich natürlich leicht
machen können, hätte lediglich die originale Ausgangsstufe auf filterlos umgebaut, vielleicht
mit besseren OPA versehen und es damit gut sein lassen können. |
Allerdings brachte die Röhrenstufe einen enormen Zugewinn an Auflösung ins Klangbild,
gefühlte drei bis vier Bit, gegen die eine umgebaute Originalstufe bei weitem nicht mithalten
kann – ausprobiert haben wir das natürlich. Da wir auf die Detail-Auflösung keinesfalls mehr
verzichten wollten, haben wir eine halbleiterbasierte Analogschaltung ausgeknobelt, klein
genug, um mit im Gehäuse der meisten CD-Player zu verschwinden, und frech genug, die
Röhrenschaltung in Sachen Auflösung herauszufordern, was der Platine den Spitznamen
"Challenger" eingebracht hat. |
|
Die Challenger-Platine |
Die Challenger-Platine ersetzt die originale Analogstufe komplett, da sie direkt an den DA-Wandler
andockt und auf der Ausgangsseite direkt mit den NF-Ausgangsbuchsen verbunden
werden kann. Die innere Schaltungstechnik ist eigentlich recht simpel: statt der passiven I/VWandlung
wie bei den Röhren sind auf der Platine zwei durchaus hochwertige
Operationsverstärker ganz klassisch als aktive I/V-Wandler geschaltet. Ein Ausgangsfilter gibt
es aus der Historie des Röhrenplayers heraus natürlich nicht; lediglich ein hochangesetzter,
einzelner Tiefpass sorgt für Stabilität und verhindert Radio-Eriwan-Effekte. |
|
 |
|
Die so oft übersehenen aber klangentscheidenden Details entdeckt man auf den zweiten Blick.
Statt billiger Mute-Transistoren sorgt ein Edel-Relais dafür, dass man den CD-Player ohne
Brummen, Knacksen und sonstige Störgeräusche ein- und ausschalten kann.
Koppelkondensatoren sind allesamt verbannt – ein zweites Paar OPA fungiert als Servos und
hält die NF-Ausgänge garantiert frei von DC-Offsets. Jeder der beiden Stereokanäle hat einen
eigenen Satz von Spannungsreglern, zwar nur in Form von gewöhnlichen Stabi-ICs, aber
diskrete Regler hätten zuviel Platz erfordert. Die eigenen Spannungsregler standen im
Lastenheft ganz oben, schließlich lag bereits bei der Röhrenstufe der Verdacht nahe, dass der
Zugewinn an Detail-Auflösung massiv auf die verteilte Versorgung zurückgeht. Bei einer
zentralen Versorgung mehrerer Baugruppen werden sich die Module immer gegenseitig stören,
da es keine Spannungsregler und erst recht keine Leiterbahnen mit einem Innenwiderstand
von Null gibt. Bei einer verteilten Versorgung bekommen so viele Baugruppen wie möglich
eigene Regler, was die gegenseitige Modulation massiv mindert. Übrigens, wenn Sie
Gelegenheit dazu haben, dann zählen Sie doch mal die Stabis des aktuellen Levinson-CD/SACD
durch... |
|
Challenger-Tuning |
Ein Tuning nach McIntyre-Art beschränkt sich natürlich nicht allein auf die Analogstufe,
schließlich wollen wir ganz bewusst wieder einen NOS-Player im Stile des bisherigen
Röhrenplayers. Den Umbau auf non-Oversampling erledigt sehr elegant unser 7220noOS-Modul.
Seine Komfortfunktionen lernt man spätestens dann zu schätzen, wenn man einen
einfacher gestrickten NOS-Player bedient, der bei jedem Skip oder Search unsägliche
Geräusche aus den Lautsprechern presst. |
|
 |
|
Jitterbedingten Klangeinbußen rücken wir mit der Masterclock zu Leibe, die zusammen mit der
Reclocker-Einheit des 7220noOS ein schlagkräftiges Tandem bildet. |
|
 |
Wenn man die einzelnen Module zusammen hat, geht es an den deren Einbau. Wir greifen
bewusst wieder auf unseren tapferen Marantz CD65 MK2 zurück, der in der aktuellen
Röhrenvariante den Kundendienst und den Tausch des Digitalfilters gegen ein 7220noOS
bereits hinter sich hat, und auch längst mit der Masterclock hochgerüstet wurde. So müssen
diese Ein- und Umbauten mit Verweis auf die TDA1541-TecBlog-Reihe hier nicht wiederholt
werden, sondern es kann das Augenmerk auf das Challenger-Board gelegt werden. Übrigens,
nicht dass Sie denken, wir hätten die Röhrenvariante aufgegeben, ganz im Gegenteil: nach
dem "Verlust" des Marantz übernimmt ein Philips 660 dessen Platz im Firmen-Rack, der
seinerseits bald von einem Fine-Arts abgelöst wird. |
|
 |
|
Die mechanische Befestigung des Challenger-Boards ist ein Klacks: der Marantz bietet neben
der Hauptplatine mehr als genug Platz für die Montage, die mittels Bohrschablone und vier
Schrauben wirklich im Handumdrehen erledigt ist, zumal das Plastik-Chassis keine
Herausforderung für jedweden Bohrer darstellt. |
Die Verkabelung des Boards ist da deutlich zeitintensiver, aber auch hier kommt uns zu Pass,
dass wir die originale Analogstufe für die Röhrenvariante bereits tüchtig entkernt haben.
Andernfalls wird das Entkernen der Verkabelung vorangestellt, und man steigt an dieser Stelle
wieder ein. Ein weiterer Glücksfall ist ein auf dieser (Philips-Universal-) Platine nicht bestückter
Steckkontakt, von dem wir die Versorgung von +/- 15 Volt plus Masse abnehmen können, von
dem wir den Trigger für das Mute-Relais abnehmen können und gleichzeitig die NF wieder in
die Platine speisen können. Andernfalls müsste man sich passende Lötpins suchen, was
wirklich ein mühsames Geschäft sein kann. Was der Steckkontakt nicht bietet, sind die
Ausgänge des DA-Wandlers, aber diese greift man einfach am jeweiligen Pin 2 der nicht mehr
vorhandenen Original-OPA ab. |
Nach der Verkabelung sollte man diese nochmals genau durchgehen und den Player zunächst
am Arbeitsplatz in Betrieb nehmen. Wenn alle Spannungen und Arbeitspunkte passen,
stillschweigend vorausgesetzt, dass der CD-Player nach dem Umbau immer noch CD spielt,
dann erst steht einem Soundcheck in der Anlage nichts mehr im Wege. |
|
 |
|
|
Sound-Challenge |
|
 |
|
In der ersten Runde des Vergleichs Challenger gegen Röhrenstufe lassen wir es erst noch ruhig
angehen und bitten Norah Jones mit "Feels like Home" (Blue Note Records 7243-5-90952-26),
den Anfang zu machen. Die Bühnenabbildung beider Player ist absolut identisch, identisch gut:
keine Kegelbahn, kein Strich-in-der-Landschaft, sondern ein realistisches Staging. Wie
felsenfest beide noOS/noFI-Player die Bühnenmitte zentrieren, überrascht selbst uns immer
wieder und erscheint praktisch konkurrenzlos. Ein erstes richtiges Aha gibt es schon jetzt zu
vermelden: die Halbleitervariante hat ein ebenfalls sehr schönes Grundton-Volumen und macht
alles nur kein anämisches Pling-Pling, dem 1541 sei Dank. |
Sonst wäre auch Marla Glens "Cost of Freedom" aus ihrem Debütalbum (Vogue 74321151342)
nur schwer zu ertragen, was aber mit beiden Geräten definitiv gelingt. Dennoch kommen jetzt
die unterschiedlichen Charakter der beiden Varianten am deutlichsten zum Vorschein: die
Challenger-Variante zieht bei Marla Glen mit etwas mehr Punch und Attacke als die
Röhrenvariante durch, während die Röhre mit unnachahmlicher Leichtigkeit nicht nur Norah
Jones, sondern auch Melody Gardots "Worrisome Heart" (UCJ 1749640) glitzern und funkeln
lässt. Da scheinen sich alte Vorurteile zu bewahrheiten... |
Sobald es um das Thema Detail-Auflösung geht, kommt nahezu unweigerlich Friedemanns
"Memory Lane" (Biber 76821) ins Spielen. Wie es Friedemann Witecka gelingt, solch
hervorragende Aufnahmen hinzukriegen, ist unbekannt, jedenfalls entdeckt man mit jedem Mal
wieder neue Details und deckt vor allem die Detailfähigkeit des CD-Players gnadenlos auf.
Beide Varianten geben sich angesichts dieser Aufgabe keinerlei Blöße, sondern sind absolut auf
Augenhöhe. Da atmet der Projektverantwortliche tief durch, denn könnte der Challenger die
Auflösung nicht mitgehen, hätte man es, wie oben dargelegt, eventuell auch bei einer frisierten
Originalschaltung belassen können. So aber ist das Projektziel erreicht – wenn es zuguterletzt
auch noch mit der Dynamik klappt. |
|
|
 |
|
Eigentlich ist ja die Dynamik im Groben wie im Feinen die Paradedisziplin unserer noOS/noFI-Player.
Nur gibt es dazu im Detail gar nicht mehr soviel Neues zu berichten, außer, dass es
immer noch die Paradedisziplin ist. Und zwar für beide Varianten, denn der Challenger steht
der Röhre in nichts nach, egal mit welchem Material man die Player herausfordert. Auszug aus
dem Testparcours: |
- Didier Squiban "Porz Gwenn" (L'Oz Productions B00061H3M6)
- Klaviersonaten des Dena Piano Duos (2l B000T0XH0Q)
- Antonio Forciones Live-Album (naimcd099)
- A.S. Mutters Einspielung der "Vier Jahreszeiten" mit den Trondheimern (Deutsche
Grammophon 463-259-2)
|
|
Wenn Sie übrigens selbst beide Varianten im Vergleich hören möchten, ob nun mit diesem
Testparcours oder leichterem Material, oder wissen möchten, wie sich Ihr CD-Player noch
gegen einen McIntyre schlägt, dann fragen Sie doch einfach nach einem Hörtermin – Sie sind
herzlich eingeladen! |
|
|
Fazit |
Aus dem Soundcheck geht keine Variante als Sieger hervor, denn beide sind an objektiven
Maßstäben gemessen gleich gut – gleich hervorragend möchte man sagen. Das macht das
Challenger-Tuning offensichtlich zum Preis-/Leistungssieger. Um die Röhrenvariante machen
wir uns trotzdem keine Sorgen, schließlich gibt es über die objektiven Kriterien hinaus das
subjektive Empfinden jedes Einzelnen, und das zeigt, kaum verwunderlich im Umfeld einer
Röhrenbude, oftmals auf die Röhre. |
Unsere Liste mit den 1541-Playern gilt natürlich auch für das Challenger-Tuning. Allerdings
sollte man bei Interesse für einen der CD-Player noch vor dem Erwerb prüfen, ob genug Platz
im Player für das Challenger-Board vorhanden ist. |
Sammlung von TDA1541-Playern |
Download |
|
|
|
|
Bis zum nächsten Mal, |
Ihr Team von McIntyre-HiFi |
 |
|